whatever remains


Wer den Zufall zur Hilfe ruft, um beim Malen die geordneten Bahnen unseres Bewusstseins zu verlassen, kann sein farbiges Wunder erleben. Die Surrealisten haben diese Strategie in vielfältiger Art erprobt. Gern zitiert wird ein Satz von Max Ernst: „Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“

An Max Ernsts Zufallstechniken, also an Frottage, Grattage und Drip Painting knüpft Rolf Sellmanns Werkgruppe „whatever remains“ an.

Bei diesen Bildern trägt er Tusche auf die Leinwand auf, lässt die Farbe kurz antrocknen und schleudert dann mit einem Quast Wasser gegen die senkrecht stehende Leinwand. Den Verlauf der verflüssigten und dadurch mobilen Farbe beeinflusst der Künstler, indem er die Leinwand dreht.

Der Zufall behält dabei jedoch jederzeit die Oberhand – und wird noch zusätzlich dadurch ‚verewigt‘, dass Sellmann die willkürlichen Formen und Rinnsale mit einem Lackstift hervorhebt.

Er selbst spricht von einem Dreisprung: „Prinzip Konstruktion – Destruktion – Konstruktion“. „whatever remains“ – was bleibt vom und auf dem Bild, wenn man die Kontrolle aus der Hand gibt, wenn man der Kunst ihren Lauf lässt? In diesem Fall ein phantastisches und überaus dynamisches Bildgefüge.

Explosive Gebilde tummeln sich auf der Leinwand, Zackensterne scheinen auf, wucherndes Geäst nimmt die gesamte Oberfläche in Beschlag. „Der Funke Poesie“, von dem Max Ernst spricht, bei der Betrachtung der so spontan wirkenden Bilder aus der Serie „whatever remains“ springt er in Windeseile über.

  • big frag (explosion); Mischtechnik auf Lw; 120 x 120 x 4 cm; 2012
    big frag (explosion)
  • black frags 2; Mischtechnik auf Lw; 150 x 120 x 4 cm; 2012
    black frags 2
  • blue stars; Mischtechnik auf Lw; 150 x 120 x 4 cm; 2012
    blue stars
  • dHiK 3; Mischtechnik auf Lw, 70 x 100 x 2 cm; 2013
    dHiK 3